Im Januar hatte ich den perfekten Plan für Februar gefasst: zurück in die hessische Heimat und im Garten arbeiten! Raus aus der grauen Großstadt! Weg von dem pandemiebedingt gefühlten Eingesperrtsein, frei durchatmen können und körperliche Betätigung – ein Traum! Meine Eltern hegen seit Jahren den Wunsch, ein verwildertes Nachbargrundstück zu kaufen und darauf einen Obstgarten entstehen zu lassen. Diese Idee hat letztes Jahr im Herbst an Konturen gewonnen und hat sich über die Weihnachtstage auch in meine Zukunftsidee für meine Trockenblumen-Unternehmung „moos&minze“ eingeschlichen. Auf dem Grundstück wäre noch Platz für den Anbau von Trockenblumen und Kräutern, die ich dann in meinen Floral Hoops verarbeiten könnte. Wie genial, wäre das denn?!
Bienen, Blumen, Kräuter die Vision vom „Berggarten“
Bei dem Gedanken geht meine Fantasie direkt mit mir durch: ich sehe mich mit einem großen rotgepunkteten Kopftuch, einer bunten Schürze, einem großen Weidenkorb im Arm, schweißnass die Haare im Nacken zum Zopf gebunden, mit dreckigen Händen, schmerzendem Rücken, aber einem breiten Lächeln im Gesicht bei der Gartenarbeit. Wenn ich die Augen schließe, höre ich sogar die zwitschernden Vögel, und die summenden, surrenden Bienen. Da wäre doch vielleicht auch noch Platz für den eigenen Bienenstock, oder?! „MOMENT“, schreit mein Verstand! Stopp, Frau Berg, Augen auf, immer schön langsam! Eins nach dem anderen. Aber die Vision des „Berggartens“ steht! Und schauen wir mal, ob mein Plan aufgeht und ich irgendwann tatsächlich die gesamte Wertschöpfungskette für meine floralen Elemente selbst bewerkstellige.
Im Februar wird aufgeräumt
Was habe ich als Coach gelernt habe: ich darf mir alles wünschen! Keine Grenzen bei meinen Zielen setzen und einfach mal laufen lassen, sonst baue ich ja direkt innerlich Schranken auf und sabotiere mich und mein Vorhaben. Aber bis es soweit ist und ich in diesem Garten Unkraut jäte, muss ja erstmal der Wildwuchs zurückgeschnitten werden. Und welche Zeit bietet sich besser dafür an als der graue Februar? Im März nisten die ersten Vögel in Hecken und Sträuchern und ab da ist Heckenschnitt verboten. Mit vollem Tatendrang packe ich also meinen großen Koffer mit warmen, alten Anziehsachen und meinen Winterstiefeln und mache mich auf den Weg von Berlin nach Hessen. Ich bin bereit für den Kampf mit Gartenschere, Motorsäge und Spaten.
Für die einen ist es endlich wieder Winter und für die anderen Eiszeit
Ja, und dann, dann kam die Kältewelle über Deutschland und begrub alles und somit auch das Nachbargrundstück unter einer weißen, glitzernden Decke. Ich muss sagen, dass es wunderschön aussieht. Von dem Balkon meines Zimmers blicke ich direkt auf das Grundstück und so eingepudert sieht es richtig verwunschen aus. Ich liebe den Winter, die langen Spaziergänge bei klarer, kalter Luft und anschließend einen warmen Tee in einer Decke eingepackt vorm Kachelofen schlürfen. Einfach nur herrlich! Also nicht lange ärgern, Pläne sind dafür da, geändert zu werden. Ich verabschiede mich gedanklich von der Idee, dass die erste Ernte aus dem Garten dieses Jahr wirklich klappt. Ab jetzt heißt es warten, was uns Väterchen Frost bis März noch machen lässt, und ab dann können die nächsten Schritte angegangen werden. Und da Papier ja geduldig ist, kann zumindest gemeinsam mit meinen Eltern ein erster Plan für die Bepflanzung des Grundstücks geschmiedet werden. Hier entstehen neben den Obstbäumen, einige drei Meter lange und anderthalb Meter breite Rechtecke für meine Blumen und Kräuter. Vor meinem inneren Auge sehe ich die schönsten Farbkombinationen.
Bodenprobe- und Analyse sind Pflicht
Aber gut: zurück ins Hier und Jetzt! Sobald der Schnee schmilzt, werden wir als erstes an verschiedenen Stellen eine Bodenprobe entnehmen, um den Nährstoffgehalt des Bodens zu bestimmen. Das wird dann erheblichen Einfluss auf die Zusammenstellung und Auswahl der Pflanzen und Kräuter haben. Eine sehr freundliche Angestellte beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen erklärt mir am Telefon, wie wir die Probe entnehmen müssen und dass wir aufgrund der Größe des Grundstücks am besten zwei Proben einreichen. Eine Bodenprobe besteht aus max. 500 Gramm und kostet 17,50 €. Das Analyseergebnis umfasst dann auch Düngeempfehlungen. Aber erstmal haben Frost und das Eis die Natur noch fest im Griff. Im übertragenen Sinne würden wir auf Granit stoßen, wenn wir jetzt den Spaten in die Hand nähmen.
Selbst ist die Gründerin
Tatsächlich habe ich trotzdem alle Hände voll zu tun. Wenn ich nicht körperlich arbeiten kann, dann kann ich meine grauen Zellen nun dazu nutzen, um zusammen mit Sabrina der Trockenblumenidee einen schönen Namen mit Logo zu geben und Carsten mit allen wichtigen Informationen für die Homepage zu versorgen. Im Keller entsteht in einem Raum eine kleine Werkstattecke für mich. Hier kann ich meine Trockenblumenbestände ausbreiten und aufbauen. Eigentlich wollte ich professionelle Bilder für die Homepage machen lassen, aber aus Kostengründen, versuche ich mich erstmal selbst. So entstehen an einem Sonntag im Februar Impressionen in der Werkstatt. Ich bin begeistert was meine iPhone-Kamera alles leistet. Wieder ein Schritt näher, manchmal fühlt es sich immer noch etwas unwirklich an, aber gerade an dem Abend nach dem Fotoshooting im Keller falle ich überglücklich in mein Bett. Es geht voran! Manchmal habe ich selbst nicht daran geglaubt, aber jetzt ist es wieder ein Stück „realer“ geworden: ich starte mein eigenes kleines Business!
Ein „bunter“ Winter in Nordosthessen – Material für Floral Hoops
Um immer wieder den Kopf freizubekommen, stehen lange Spaziergänge in der direkten Umgebung auf dem Plan. Und dass, der Winter nicht nur weiß, grau und kalt ist, zeigt die Natur mit allen möglichen farbenfrohen Elementen, die ich bei diesen Touren entdecke. Hier für Euch ein paar Eindrücke dieser Streifzüge.